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    Werte und Grenzen im Fokus

    16.11.2007 - HB-PR-Agentur

    7. denk.werkstatt bei Resopal

    Diese Veranstaltung vermittelt Inhalte, die Architekten, Designer, Innenausbauer und Planer weder in der Ausbildung lernen noch bei der täglichen Arbeit. Für den Blick auf andere Disziplinen und den innovativen Gedankentransfer bleibt oft wenig Zeit. Die denk.werkstatt, die Professor Rudolf Schricker, Präsident BDIA, und der Schichtstoffhersteller Resopal in Groß-Umstadt jährlich am ersten Novemberwochenende organisieren, nähert sich den aktuellen Themen bewusst über alternative Disziplinen. Im siebten Veranstaltungsjahr sprachen neben Architekten und Designern weitere hochkarätige Referenten aus den Bereichen Theologie, Psychologie, Musik, Unterhaltung und Sozialanthropologie zum Thema "grenz.wert". Gastgeber Resopal verbuchte rund 600 Anmeldungen.

    Mit seinem Plädoyer vom Glauben als Grenzüberschreitung eröffnete Professor Dr. Wolfgang Lipp, Theologe, Pfarrer und Hochschullehrer, die denk.werkstatt 2007. "Der Glaube ist der Mut des Vertrauens. Er überschreitet die Grenze, indem er die Welt nicht sieht, wie sie sich darbietet, sondern wie sie in Wirklichkeit ist." Vor diesem Hintergrund befreie der Glaube aus den Zwängen des Daseins und mache mit den Worten Dietrich Bonhoeffers "gelassen, heiter und frei".

    Geschickt leitete Moderator Professor Rudolf Schricker zu Grenzüberschreitungen in der Architektur über. "Organische, frei gebogene Formen, Formen, die sich vom rechten Winkel wegbewegen und das archaische Diktat von Balken und Stützen auflösen, bestimmen das Bild moderner Architektur", so Dirk Meyhöfer, Journalist und Architekturkritiker. Seine These: "Grenzüberschreitungen in der Architektur haben System." Dahinter stünde die Neugier des Architekten, der sich gern dazu verführen lässt, Grenzen zu verletzen, aber auch die Schöpfungsqualitäten moderner Computerprogramme und die Sehnsüchte der Menschen, die die Architektur treffen will.

    Aus einer ganz anderen Perspektive nähert sich die Designerin Sandra Siewert der Architektur. Mit ihren Produkten – ein Abrissblock vom Palast der Republik, Quartette, die den Pfusch am Bau dokumentieren, Bastelbögen von Plattenbauten, Röcke mit floralen Mustern, die sich beim näheren Hinsehen als Straßenlaternen aus Tokio entpuppen – schafft sie besondere Formen der Erinnerung an bedrohte oder bereits abgerissene Architektur. Oder sie stellt Architektur in einen anderen als den ursprünglichen Kontext. Das Publikum der denk.werkstatt ließ sich gerne zu neuen Wahrnehmungen inspirieren und zur Beantwortung der Frage nach der Halbwertzeit von Architektur.

    Wird die Technik den Architekten aus seiner Rolle als Schöpfer verdrängen und ihn zum Moderator herabstufen? Provokativ stellten der Architekt Georg Vrachliotis und der Kognitionspsychologe Dr. Christoph Hölscher in ihrem gemeinsamen Vortrag die Kompetenzen des Architekten in Frage. Vrachliotis entwickelt an der ETH Zürich Technologien für Mensch und Raum. Das Ergebnis sind Softwareprogramme, die Räume zur optimalen Orientierung des Menschen systematisieren und ökonomisieren. Dr. Christoph Hölscher erarbeitet in Freiburg die psychologischen Grundlagen, damit die Software das Verhalten der späteren Gebäudenutzer realitätsnah antizipieren kann. Engagiert und überzeugend sensibilisierten sie die anwesenden Architekten für die Technisierung, riefen aber gleichzeitig zum kritischen Umgang mit ihr auf, da die räumlichen, sozialen und ästhetischen Folgen noch unklar seien.

    Der Übergang von der Technisierung zur Emotionalisierung von Räumen gelang dem Schweizer Klangarchitekten Andres Bosshard. Bosshard experimentiert mit Klängen in Innen- und Außenräumen und überwindet mit der theatralischen Inszenierung das rein physikalische Denken. Seinem Publikum präsentierte er sich als Gärtner der Klänge: "Klänge müssen wachsen mit dem Wasser, das vom Himmel regnet, mit dem Wind, der weht, und mit der Sonne, die die Klangkörper erwärmt." Bosshards exotische Projekte, in denen er zum Beispiel die Interaktion zwischen Klang und Lärm ermöglicht, begeisterten das Auditorium.

    Als clownesker Grenzgänger zwischen korrekt und böse testete der Kabarettist Christian Hölbling alias Helfried die "Wert.grenzen" seines Publikums aus. Der Mann mit dem rabenschwarzen Humor rief ambivalente Gefühle hervor. Mit korrektem Scheitel, Riesenbrille, in biederem Anzug, dessen Hosenbeine Wäscheklammern zusammenhielten, gab der Österreicher in der "Resopal-Universität" den Pauker der hinterhältigsten Sorte. Sein Auftritt, angereichert mit ausgewähltem Liedgut, "das er wie ein Max Raabe vorträgt" (Süddeutsche Zeitung), beendete das denk.werkstatt-Programm am Freitagabend.

    Das Licht thematisierten am Samstagmorgen der Ingenieur, Designer und Architekt für Beleuchtung Professor Andreas Schulz und der Innenarchitekt Bert Haller. Schulz fesselte sein Publikum vor allem mit dem Projekt Uniqa-Tower in Wien. Mit einfachen Mitteln entstand eine virtuelle Fassade mit bewegten Bildern, die jegliche Vorstellungsgrenzen sprengt und den Tower plötzlich wie bei einem Erdbeben einstürzen lässt. Mit der Inszenierung beendete Schulz das Schattendasein des Turms, der inzwischen zu den touristischen Wahrzeichen der Stadt gehört.

    Vom Außen- zum Innenlicht: mit Bert Haller erlebten die denk.werkstatt-Teilnehmer das spannungsgeladene Wechselspiel zwischen Licht und Schatten, das der Innenarchitekt aus der Natur in den Innenraum verlagert. Das natürliche Licht bewege sich im optimalen Verhältnis zwischen Licht und Schatten und sei grenzüberschreitend.
    "Grenzwerte im Bau sind fließend", konstatierte Professor Dörte Gatermann, Architektin aus Köln. Ihre Projekte sind Ergebnisse von Teamarbeit, die der Minderheit der anders Denkenden Chancen einräumt und damit ständig Baugrenzen erweitert. Dadurch entstehe Bauvielfalt mit unterschiedlichen Bedeutungen.

    Schonungslos konfrontierte die Kommunikationsdesignerin Professor Anna Berkenbusch die denk.werkstatt-Besucher mit ausgesuchten Werbemotiven, die die Grenze des Erträglichen aufzeigten. Ihre "Grenz.überschreitungen" schockierten, regten zum Nachdenken an, "damit wir über das Sehen und Verstehen schließlich die fremden Horizonte erfahren." Mit kommunikativen Gestaltungsmitteln bringen Unternehmen Tabuthemen zur Sprache, so zum Beispiel die Benetton-Kampagne, die sich dem Thema Magersucht widmet und dem Bild eines magersüchtigen Modells die Katalogseiten mit Bestellmöglichkeiten gegenüberstellt. "Jeder", so Berkenbusch, "muss für sich ausloten, welche Grenzen er akzeptiert. Das hat etwas mit Eigenverantwortung zu tun. Grenzwerte von heute können morgen bereits normal sein." Hier beobachte sie eine höchst bedenkliche Entwicklung.
    Professor Dr. Henrik Kreutz beendete die denk.werkstatt 2007 aus der Sicht eines Sozialanthropologen. In seinem Vortrag standen die Werte im Mittelpunkt. Mit dem Entwickeln eigener Werte setze sich jeder Einzelne Grenzen, ohne Werte grenze man andere aus, sagte er. Als eine von vielen verschiedenen Werttheorien erläuterte er die, die davon ausgeht, dass Werte bereits in Form so genannter Meme vorhanden seien und Individuen zum Wertträger machten. Vor dem Hintergrund dieser Theorie appellierte er an die Verantwortung der Architekten: "Auch Sie gestalten Werte!"

    Professor Rudolf Schricker verabschiedete die Kollegen mit einem Appell an die Beständigkeit: "Die denk.werkstatt 2007 hat gezeigt, dass der schnelle Wandel Werte vernichtet, Werte, wie Liebe, Hoffnung und Zuversicht." Dass diese aber noch vorhanden seien, zeige der Teamgeist bei Resopal. Die Resopal-Mitarbeiter hätten mit Ihrem Service während der Veranstaltung diese Botschaft glaubwürdig an die Kreativen vermittelt. Auch Resopal-Geschäftsführer Donald Schaefer zeigte sich zufrieden am Ende der Veranstaltung: "Die Vorträge haben einmal mehr deutlich gemacht, dass der Mensch das Maß aller Dinge ist. Der Wert dieser Welt definiert sich im Menschen. Menschen geben Hoffnung." Er dankte seiner zuverlässigen Mannschaft für den Einsatz während der Veranstaltung und darüber hinaus im Arbeitsalltag und zeigte sich glücklich, dass er sie am gemeinsam erwirtschafteten Erfolg der Firma beteiligen kann. Den Besuchern stellte er die denk.werkstatt 2008 in Aussicht.


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    Autor:
    Resopal GmbH
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    Ort:
    D-64823 Groß-Umstadt
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